Warum braucht die Schweiz ein Kinderhospiz?
Das erste Kinderhospiz der Schweiz umfasst acht Betten und beherbergt Kinder in verschiedenen Lebensphasen und Krankheitsstadien. Was bietet ein Kinderhospiz, das Spitäler und Spitex nicht bieten? Wir wagen einen Blick in die Zukunft.

Die Tage im allani Kinderhospiz Bern werden früh beginnen. Kinder sind notorische Frühaufsteher. Dasselbe gilt für Eltern, die ihre Kinder in die Pflege-Kita bringen – eins von drei Angeboten im allani-Kinderhospiz. Die Kita entlastet Eltern regelmässig und ermöglicht ihnen, einer geordneten Arbeit nachzugehen.
Im Gegensatz zu den allermeisten anderen Kitas bietet das Kinderhospiz auch die Möglichkeit, dass die Kinder eine oder mehrere Nächte bleiben. Für Kinder mit komplexen Krankheiten sind Ortswechsel stressig. Für sie ist es daher entspannter, wenn sie über Nacht im Kinderhospiz bleiben.
Ausserdem können sich Eltern so mehrere Tage am Stück auf ihren Beruf und ihr Privatleben konzentrieren und zum Beispiel in einem Sportverein aktiv sein. Trotzdem kommt es vor, dass Mütter oder Väter ihre Lieblinge morgens vor Arbeitsbeginn ins Hospiz bringen.
Für die Pflege-Kita sind im allani-Kinderhospiz im Durchschnitt zwei Betten vorgesehen. Dank dem 24/7/365-Betrieb steht dieses Angebot auch Eltern, die Schicht arbeiten, offen. Die Kita-Plätze sorgen dementsprechend für viele Wechsel im Hospizalltag. Aktuell rechnet allani damit, dass rund 20 Kinder pro Jahr die Pflege-Kita in Anspruch nehmen.
allani schlägt die Brücke zwischen Spital und Zuhause
Neben dem Ankommen der Kita-Kinder kümmern sich die müden Pflegenden der Nachtwache und ihre topmunteren Kolleg:innen der Frühschicht um die Kinder, die das Brückenangebot nutzen. Sie brauchen mehr Pflege, denn sie haben einen Eingriff oder Spitalaufenthalt hinter sich. Medizinisch ist ihre Lage stabil, aber sie sind noch zu krank respektive rekonvaleszent, als dass sich ihre Eltern bereits zu Hause um sie kümmern könnten.
Umgekehrt nutzen auch Kinder das Brückenangebot, deren Gesundheit sich verschlechtert hat, sodass ihre Eltern daheim nicht mehr mit der Pflege nachgekommen sind. Für Brückenaufenthalte von mehreren Tagen oder Wochen stehen im allani-Kinderhospiz vier Betten zur Verfügung. So können rund 90 Kinder pro Jahr davon profitieren.

Die letzten beiden Betten im allani-Haus sind für Kinder in der letzten Lebensphase vorgesehen. Wie viel Pflege sie brauchen, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Kinder mit komplexen Krankheiten oder schmerzhaften Verletzungen bedürfen viel Aufmerksamkeit. Andere dürfen im Kinderhospiz in Ruhe und Würde sterben. Aufgrund von Statistiken geht allani davon aus, dass rund 12 Kinder pro Jahr ihre letzten Tage im Hospiz verbringen.
Insgesamt verbringen also jährlich etwa 120 Kinder und ihre Familien Zeit im ersten Kinderhospiz der Schweiz.
Für Kinder
Kinderhospize bieten primär palliative Pflege an. Mit ihr soll die Lebensqualität der Patient:innen mit unheilbaren Krankheiten in den Vordergrund gerückt werden. In Spitälern steht hingegen in den meisten Fällen die kurative Pflege im Vordergrund – die Heilung von Krankheiten und die Milderung von Symptomen.